Montag, 16. Februar 2015

TV-Rezension: SCHULD (ZDF)

Ich schaue gerne Serien - immer schon gerne mehrere Folgen hintereinander - auch als das Wort "bingewatching" noch gar nicht erfunden war. Dank Streaming geht es inzwischen günstiger als vor ein paar Jahren, als noch irgendwie DVDs rangeschafft werden mussten. Vergangene Woche lag ich krank im Bett bzw. auf der Couch, und habe beim Rumzappen eine neue Krimireihe im ZDF entdeckt: SCHULD (nach Ferdinand von Schirach). Dankenswerterweise hat das ZDF die gesamte Staffel mit sechs Folgen bereits vorab in der Mediathek eingestellt - so hatte ich dann eine gute Beschäftigung! Die Serie: In sechs Folgen (Der Andere, Schnee, Die Illuminaten, Ausgleich, DNA, Volksfest) wird jeweils die Geschichte eines Verbrechens aus der Sicht des Täters erzählt und wie der Anwalt Friedrich Kronberg diese Geschichte seiner Mandanten wahrnimmt und darauf seine Verteidigung aufbaut. Die Fälle stellen sich meist auf den ersten Blick recht eindeutig dar und doch beginnt man beim Zusehen, über den Fall, die Hintergründe und Motive nachzudenken. Und schnell wird einem als Zuschauer bewusst, wie schnell man selbst einmal in eine solche Situation geraten und zum Täter werden könnte.
Meine Meinung: Wer einen herkömmlichen Krimi erwartet, der wird in SCHULD etwas anderes finden. Es geht hier nicht um das herkömmliche "Whodunit"-Konzept, welches darauf ausgerichtet ist, den Täter im Laufe des Krimis herauszufinden und die Tat allmählich aufzuklären. Es geht vielmehr um die Hintergründe der Tat: Was hat den Täter zu seiner Tat bewegt? Wo liegt das Motiv (oder gibt es verschiedene Motive)? Gibt es entlastende Umstände? Moritz Bleibtreu bleibt in seiner Rolle als Rechtsanwalt Kronberg (vielleicht mit Ausnahme der letzten Folge) angenehm zurückhaltend, prägt aber trotzdem als Hauptperson aller sechs Folgen das Gesicht der Serie. Es geht dabei nicht um Gut oder Böse, in erster Linie geht es aber hier um die Geschichte der Tat und die des oder der Täter. Es ist ein anderes Serienkonzept und bei mir hat es zugegebenermaßen zwei Folgen gedauert, bis ich Feuer gefangen hatte. Aber es dranbleiben lohnt sich wirklich! Schnell habe ich mich dabei erwischt, darüber nachzudenken, wie ich als Richter den Fall gesehen hätte - aber auch, wie ich als Täter gehandelt und gefühlt hätte. SCHULD bietet dem Zuschauer die Möglichkeit einer anderen Sichtweise auf mehr oder weniger eindeutige Kriminalfälle.

Mein Fazit: Eine andere Art von Kriminalserie - mit brillianten Schauspielern (ganz toll: Maren Kroymann als Richterin) und spannend erzählten Fällen, die mich zum Nachdenken angeregt und auch noch länger nachgewirkt haben. Alle Folgen sind aktuell in der ZDF-Mediathek abrufbar und laufen ab Freitag, 20.02.2015 jeweils Freitags um 21:15 Uhr im ZDF. Wer sich beschwert, dass es zu wenige gute Serien aus Deutschland gibt, dem sei diese Reihe ans Herz gelegt. Außerdem wirklich toll, dass alle Folgen vor der Ausstrahlung schon über die Mediathek abrufbar sind. Gerne mehr davon und gerne auch mal mehr Experimente mit der Mediathek! (Bildnachweis: alle Bilder ZDF/GORDON MUEHLE)

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